1887 fand in Seattle eine Volkszählung statt. Daraus ergab sich, dass zehn Prozent der steuerzahlenden Bevölkerung junge Damen waren, die als Näherinnen oder Textilarbeiterinnen angestellt waren. Alle wohnten in einer 3 häuserblocksgrossen Gegend in der Nähe  der Occidental Avenue. das war recht verwunderlich für eine Stadt, die sich normalerweise nur mit Holzverarbeitung beschäftigte. Nach dreiwöchiger Erforschung berichtete ein von der Stadt einberufenes Komitee , dass in der Stadt keine einzige Nähmaschine zu finden sei. Die Berufsbezeichnung der Näherinnen war nur Tarnung für die hier herrschende Prostitution. Man einigte sich darauf mit der Hauptorganistatorin der "Näherinnen" die Prostitution einzzuschränken, was mit der Einführung einer relativ hohen Steuer kombiniert wurde. Das Steueraufkommen erreichte damit 87% des Budgets von Seattle.

Die Sägemühle war somit nicht sehr erfolgreich. Schubkarren von Sägespänen wurden täglich auf den Strassen aufgehäuft. Im Regen wurden Pferde und Wagen darin hereingezogen. Schlammlöcher wurden so gross, dass sie von der Stadt Namen erhielten. Das grösste Lehmloch  war fast 6m lang, 4 Meter breit und 2 Meter tief. Eines Tages ertrank sogar ein zehnjähriger darin, als er ein gefundenes Floss ausprobierte. 

Der eigentliche Grund warum es heute den Untergrund gibt, ist der Einrichtung der Toilette mit Wasserspülung 1881 zu verdanken. Mit einem Abwassersystem, das auf der Schwerkraft basierte, funktionierten die Toiletten nur bei Ebbe. Als die Flut kam, wurden die Toiletten zu Ventilen für den Wasserdruck und spülten in umgekehrter Richtung. 

     So ging es in Seattle in den ersten 35 Jahren zu: korrupte Politiker, Kinder, die auf den Strassen ertranken und dann noch Toiletten, die zweimal am Tag rückwärts spülten. Die Lösung zu diesem Problem kam ganz zufällig. 

Am 6. Juni 1889 brannte Seattle nieder. Der Brand dauerte 12 Stunden und die Stadt wurde dabei total zerstört. Wegen der Zerstörung all der billig gebauten Gebäude innerhalb von 44 Häuserblocks und wegen der dadurch behobenen Planungsfehler, wurde der Brand als Glück im Unglück angesehen. Es kamen dabei nur 2 Personen und eine Million Ratten ums Leben. Das Ende des Feuers schien jedoch das Ende von allem zu sein. Trotzdem wuchs daraus ein neues Seattle. So entstand der Plan, das Abwasserproblem dadurch zu lösen, dass Erde von einem steilen Berg herunter auf das Flachland geschafft werden sollte. Der daraus entstandene "Abhang" sollte ein Abwassersystem ermöglichen, das nur in eine Richtung funktioniert. Und es sollte eine moderne, feuerbeständige Stadt auf einer höheren und trockeneren Ebene gebaut werden.

So wurden dann neue Gebäude entworfen mit zwei Eingängen, einer auf dem alten Niveau und der andere im ersten Stockwerk. Viktorianische Verzierung wurde nur für das erst Stockwerk geplant. Die meisten Gebäude wurden innerhalb der ersten 3 Jahre nach dem Brand gebaut. Dann begann man die Erde zu bewegen. Mit den neuen Gebäuden musste das Land um sie herum erhöht werden.

Die Strassen wurden dadurch erhöht, dass immer 2 parallele Stützmauern gebaut wurden, zwischen denen Erde und anderes Schuttmaterial abgeladen werden konnte. Darin wurde dann auch neue Wasser-  und Abwasserleitungen verlegt. Die Strassen wurden von zweieinhalb auf fast 3 Meter erhöht.

Nun begann Seattle aus dem Lehm aufzusteigen. Es entstanden weitere moderne Gebäude mit 2 Eingängen und Strassen auf höherem Niveau. Hier und da konnte ein Bürger ein Gebäude im Erdgeschoss  betreten und es auch da wieder verlassen.

Ansonsten musste man den Bürgersteig zu einer Strasse überqueren, die einer 1-3m hohen Mauer entsprach. An jeder Ecke stand eine Leiter, die an dieser Mauer lehnte. Die Bürger mussten die Leiter benutzen um auf die Strasse zu steigen, sowie eine zweite Leiter um auf der anderen Seite wieder hinunterzusteigen.

Seattles Bevölkerung akzeptierte das alles. Nur für die Pferde war das mit erheblichen Problemen verbunden, denn es schien unmöglich ein Pferd dazuzubringen, eine Leiter zu besteigen. Mit den hohen Strassen wurde auch das Alkohol trinken gefährlicher. 17 Leute kamen ums Leben, da sie von einer Strasse auf den Bürgersteig hinunterfielen. 

Schließlich wurden die heutigen Bürgersteige gebaut. Bogengänge und Balken aus Stahl überbrückten die Spalten zwischen den Strassen.